Kritik an geplanter Sprachtestpflicht in Bayerns Kitas
Symbolpolitik ohne ausreichende Strukturen
Kathrin Flach Gomez, Landessprecherin der Linken Bayern, die selbst als Lehrkraft an Grundschulen unterrichtete und neben ihres politischen Engagements ehrenamtlich in einer Nürnberger Kita Vorkurse leitete, sieht das Problem nicht nur in der überstürzten Einführung, sondern vor allem in den fehlenden personellen und strukturellen Voraussetzungen:
„Die Einführung der Sprachtests ist ein Beispiel für Symbolpolitik, die an den Realitäten vorbeigeht. Sprachförderung ist enorm wichtig, doch das jetzige Vorhaben ist nicht durchdacht und übers Knie gebrochen. Die Schulen und Kitas in Bayern stehen schon jetzt vor massiven Herausforderungen aufgrund von Personalmangel und schlechter Finanzierung. Die angekündigten 50 zusätzlichen Stellen für Sprachförderung sind nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Schon jetzt fällt der Vorkurs Deutsch vielerorts wegen Personalmangels aus. Aus diesem Grund habe ich solche Kurse bis zur Geburt unseres Jüngsten im Ehrenamt gemacht. Sprachtests allein helfen niemandem, wenn nicht gleichzeitig ausreichend geschultes Personal für die nötige Förderung bereitsteht. Die derzeitigen Rahmenbedingungen führen dazu, dass viele pädagogische Fachkräfte den Beruf frustriert verlassen. Darum müssen die Fachkräfte – sowohl an Kitas als auch an Grundschulen - endlich besser bezahlt werden. Auch der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsräumen, wie München oder Nürnberg, verschärft die Lage zusätzlich. Das sind hausgemachte Probleme, die die Landesregierung angehen muss. Denn welche Erzieherin kann sich z.B. die Münchner Durchschnittsmiete von 20 Euro pro Quadratmeter leisten? Meine Frage daher an Ministerpräsident Söder: Wo bleiben die angekündigten 10.000 geförderten Wohnungen der BayernHeim?“
Eltern nicht mit Bußgeldern unter Druck setzen
Besonders empörend ist die Ankündigung der Staatsregierung, Bußgelder zu verhängen, wenn Eltern ihre Kinder nicht an den Sprachtests teilnehmen lassen. „Bildungspolitik darf keine Zwangsmaßnahme sein, sondern muss auf Zusammenarbeit und Vertrauen setzen. Eltern unter Druck zu setzen, schafft keine besseren Bildungsergebnisse“, betont Flach Gomez.
Die Linke Bayern fordert stattdessen eine umfassende Stärkung der frühkindlichen Bildung, die auf qualitativ hochwertigen Betreuungsschlüsseln, ausreichend finanzierten Kitas und einer gezielten Förderung von benachteiligten Kindern basiert. Das Ganze muss zudem auf eine solide Ausfinanzierung sowohl bei der Förderung der Einrichtungen als auch bei der Ausgestaltung des Gehalts der Fachkräfte fußen. Nur so können die Chancen auf Bildungsgerechtigkeit verbessert werden.