CSU mutiert zur Verbotspartei

Kathrin Flach Gomez, Wolfgang Schulz

+++ CSU mutiert zur Verbotspartei +++ Statt sich den wichtigen Problemen, wie z.B. der Altersarmut im Freistaat anzunehmen, setzt die CSU auf Genderverbot und Populismus, kritisiert die Linke +++

Nach dem heutigen Kabinettsbeschluss wird man an Bayerns Schulen, Universitäten und Behörden zukünftig nicht mehr gendern dürfen – man wolle damit „Diskursräume in einer liberalen Gesellschaft offenhalten“, so Staatskanzleichef Florian Hermann.

Landessprecherin der Linken Bayern, Kathrin Flach Gomez dazu: „Die Argumentation eines Offenhaltens von Diskursräumen durch ein Verbot, das sogar mit beamtenrechtlichen Konsequenzen unterfüttert werden soll, ist pure Realsatire. Sprache ist schon immer im Wandel und  glücklicherweise gegen Denkverbote immun. Die Möglichkeit zu gendern, kann sogar dafür sorgen, dass sich die Wirklichkeit verändert. Denn neue Denkhorizonte eröffnen neue Möglichkeitshorizonte – wenn man z.B. nicht nur von Bauarbeitern, Erzieherinnen, Ärzten oder Krankenschwestern spricht, sondern inklusive oder neutrale Formen wählt. Dafür gibt es zahlreiche wissenschaftliche Nachweise. Aber klar, da fürchten sich CSU und FW wohl und versuchen traditionelle Rollenbilder durch Sprache zu zementieren.“

Wolfgang Schulz, Sprecher der Linken queer Bayern ergänzt: „Ein Verbot allerdings ist ja nichts anderes, anderen Sprache vorzuschreiben, also genau das, was Konservative und Rechtsradikale Fortschrittlichen immer vorwerfen. Das Verbot ist ein Angriff auf alle, die nicht der Heteronorm entsprechen bzw. sich nicht ihr unterwerfen wollen. Völlig absurd sind die angedrohten disziplinarrechtlich Konsequenzen für ‚Fehlverhalten‘. Hoffentlich laufen nicht noch Tonträger mit, um das Gesprochene zu kontrollieren.“

Schulz weiter: „Wo bleibt da das bayerische Lebensmotto: ‚Leben und leben lassen‘? Es sollte niemand gezwungen werden, gendersensible Sprache zu verwenden – oder nicht.“

Flach Gomez weiter: „Was noch absurder ist, dass man solche Scheindebatten aufmacht, die niemandem weiterhelfen. Die bayerische Staatsregierung sollte sich fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, echte Probleme im Freistaat anzugehen, die sich tatsächlich negativ auf das Leben der Menschen hier auswirken. So sind in Bayern ein Viertel der Menschen ab 65 von Altersarmut bedroht, ein Großteil davon Frauen. Damit ist Bayern im bundesweiten Vergleich Spitzenreiter, woran die tradierten Rollenbilder, des männlichen Versorgers und der zuhause bleibenden Hausfrau, die von den konservativen Parteien hochgehalten werden, nicht unschuldig sind. Wir brauchen einen flächendeckenden Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und dazu eine Personaloffensive in den Einrichtungen, um Familien und insbesondere Müttern die Berufstätigkeit zu ermöglichen sowie mehr gut bezahlte und tarifgebundene Jobs, statt die Einschränkung des Streikrechts.  Für die jetzigen Rentner;innen, die in Armut leben, braucht es darüber hinaus eine staatliche Absicherung, z.B. in Form eines armutsfesten bayerischen Rentenaufschlags. Das wäre sinnvolle Realpolitik, statt abstruser Verbotswahn, wie in CSU und FW zelebrieren.“